Karrierebericht Südafrika Ulrike Mai (ehemals Hilbers) ET 5
Seit letztem Jahr befinde ich mich im Prozess zur Anerkennung meiner Ausbildung als Ergotherapeutin bei der Gesundheitsbehörde in Südafrika, wo ich seit ein paar Jahren lebe. Da ich diverse Dokumente bestätigen lassen musste, kam es zu einem kurzen, aber intensiven Kontakt mit den sehr hilfreichen Mitarbeitern der Berufsfachschule Gyhum, die ich von 1999 – 2002 besucht habe. Eine meiner erfahrungsreichsten und anstrengendsten Zeiten in meinem Leben, da ich bereits Mutter von 3 Kindern war. Als ich gebeten wurde, ein paar Zeilen für die Rubrik “Karrieren” zu schreiben, war ich erstaunt, wäre niemals selbst auf die Idee gekommen, meinen Werdegang als solches zu bezeichnen, komme dieser Bitte aber gerne nach.
Mein Ziel war eine eigene Praxis (“Wo sehen Sie sich in 5 Jahren….”) und bloß keine Pädiatrie. Mir wurde mein erster Job angeboten. Und so landete ich …. richtig, im pädiatrischen Bereich, in der Sozialpädagogischen Frühförderung. Nach 5 Jahren intensiver Familienarbeit, Netzwerksarbeit und vieler nebenberuflicher Fortbildungen und Langzeitausbildungen, u.a. zur Familienberaterin, arbeitete ich in der Sozialpädagogischen Familienhilfe. (Ergotherapie ist so unglaublich vielseitig!)
Inzwischen geschieden, ließ ich mich zur Spiegeltherapeutin ausbilden, absolvierte das Aufbaumodul zur Systemischen Beraterin (SG), wurde nach den erforderlichen Modulen durch die Kinderschutzzentren zur Fachkraft 8a anerkannt und erweiterte zur Fachberaterin für 8a Fälle. Ich arbeitete in verschiedenen Gremien mit, war mit vielen Kinderärzten und Therapeuten in Kontakt und kooperierte eng mit dem Kinderzentrum, durch Ausbildungsmodule und regelmäßigen fachlichen Austausch.
Nebenberuflich war ich als freiberufliche Ergotherapeutin für eine pädiatrische Praxis tätig. Ich eignete mir Gebärdenunterstützte Kommunikation an und machte eine Fortbildung in Sensorischer Integration. Viele, vor allem schwerstbehinderte Kinder, betreute ich über Jahre. Daneben war ich Dozentin für Erwachsenenbildung an der VHS und in einem Langzeit-Fortbildungskurs für Erzieherinnen involviert.
Der fachliche Austausch, die verschiedenen Herangehensweisen in multidisziplinären Teams und Gesprächskreisen, waren dabei immer ausgesprochen bereichernd für mich.
Als mein späterer Ehemann nach Südafrika auswanderte und mich von dort per E-Mail fragte, ob ich ihn heiraten würde, dauerte es 2 Minuten Bedenkzeit, bis ich “Ja” zurückschrieb. So kam es, dass ich am 22.7.2011 nach Kapstadt flog.
Ich habe lange gebraucht, um mich einzufinden. Bekam aber im bekannten Muster eine Arbeitsstelle in einer Tageseinrichtung für schwerstbehinderte Kinder.
Ich arbeitete vorwiegend mit den kleineren Kindern, die durch die Behandlung erstaunliche Fortschritte machten und hatte die dankbare Aufgabe, Fortbildungen für die Betreuer durchzuführen. Ich habe diese Arbeit geliebt und sah mich schon als ein Teil des großen Ganzen.
Nach 1.5 Jahren stellte sich jedoch heraus, dass ich in der Gesundheitsbehörde nicht registriert war und folglich nicht arbeiten durfte. Ich musste mein Ergo-Examen wiederholen, in Südafrika…
Ich kann stolz sagen, dass die Ausbildung an der Fachschule Gyhum durchaus dem hiesigen Universitätsstudium gleichgestellt ist. Ich musste dieselbe Prüfung machen wie die Studenten hier. Und wurde auch in Bereichen geprüft, in denen ich nie gearbeitet habe und das Schulwissen aus Gyhum saß. Ich habe bestanden und hoffe nun, dass ich schnell wieder in Arbeit komme. Zum einen, da hier der Bedarf hoch ist und zum anderen sind Ergotherapeuten bestbezahlte Arbeitskräfte. 😉
So, dass war´s von mir und meiner Karriere und vielleicht kommt der eine oder andere zum Weltkongress der Ergotherapeuten, der 2018 in Kapstadt stattfindet? Man sieht sich…